Heute mit Aloys Jousten
Der 15. November ist kein offizieller Feiertag; dennoch ist er der Tag der Dynastie und der Festtag der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Er ist ein politischer Feiertag, an dem sich in den Städten die Vertreter des öffentlichen Lebens zu einer Gedenkfeier versammeln. In der Kathedrale und in den Hauptkirchen des Bistums findet - anders als am 21. Juli - eine von der Geistlichkeit gestaltete Feier statt. Bis vor einigen Jahren wurde an beiden Tagen das Te Deum vom Provinzgouverneur angefragt. Die Änderung ist ein typisches Beispiel des verkrampften Verhältnisses zwischen Politik und Religion, das wir in unserem Land kennen. Religion, Glaube ist in den Augen vieler Nichtgläubiger reine Privatsache, die nichts im politischen Tagesgeschehen zu suchen hat. Ich könnte manche Beispiele anführen, um dies zu veranschaulichen. Dies führt dazu, dass der Glaube belächelt wird, ja dass sogar viele Christen es nicht mehr wagen, auf dem Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit zu sagen, dass sie Christen sind. Kann man nicht zugleich Belgier und Christ, belgischer Christ sein? Niemand wird natürlich diese Frage mit Nein beantworten. In Wirklichkeit sind viele christliche Politiker eher zurückhaltend, wenn es darum geht, sich als überzeugte Christen zu bekennen. Ich denke, dass man dem Eindruck vorbeugen will, die Kirche übe einen Einfluss auf die politische Haltung der Christen aus. Es ist erstaunlich, dass solche Vorstellungen und Ängste im Jahr 2011 noch vorhanden sind. Das stimmt mich vor allem nachdenklich, wenn ich über die Rolle der Kirche in Politik und Gesellschaft nachdenke. Die Kirche soll das Tagesgeschehen nicht bestimmen, sie muss jedoch die Würde und die Rechte eines jeden Menschen, besonders der Armen und Schwachen verteidigen. Sie darf nicht schweigen, auch wenn sie wie ein Rufer in der Wüste da steht.
Den Bürgern und Verantwortlichen der Deutschsprachigen Gemeinschaft und unserem Königshaus wünsche ich einen schönen Festtag!