zum Thema: Versuchung
Liebe Hörerinnen und Hörer,
zum Start in den Tag eine kleine Geschichte:
Es war zu der Zeit als es in den USA noch Sklaverei gab. Ein alter Mann namens Mose war es leid geworden, Tag für Tag und Jahr für Jahr Holz zu fällen. Eines Tages dachte er darüber nach, wer wohl die Schuld daran trage, dass er solch ein schweres Leben führen musste. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass letztlich alles Adams Schuld war. Hätte er doch nur nicht den Apfel gegessen! Deshalb musste der Mensch das herrliche Paradies verlassen und auf dem Feld arbeiten, um sich im Schweiße seines Angesichts sein Brot zu verdienen.
Je mehr der alte Mose darüber nachdachte, desto ärgerlicher wurde er auf Adam. Mit jedem Axtschlag murmelte er: „Alter Adam, alter Adam!“ Und mit jedem Wort schlug er etwas fester zu. Eines Tages - Mose war noch nicht zur Arbeit gegangen - hörte ihn der Gutsbesitzer schimpfen. Er fragte ihn, was das zu bedeuten habe. „Ach“, antwortete Mose, „wenn Adam nicht den Apfel gegessen hätte, dann müsste ich mich nicht dauernd abschinden. Dann könnte ich zu Hause bleiben, mich ausruhen und Limonade schlürfen.“ Der Grundbesitzer dachte nach. Schließlich sagte er: „Du darfst zu Hause bleiben, Mose, wie es dein Wunsch ist. Ab sofort brauchst du keine Arbeit zu verrichten. Du kannst dich den ganzen Tag hinlegen und tun, was dir gefällt - allerdings unter einer Bedingung: Siehst du das Kästchen dort auf dem Tisch? Du darfst es nicht öffnen! Einverstanden? Gut, dann genieße deine Ferien!“
…
Wir alle wissen, wie die Geschichte ausgeht: Mose genießt zunächst seine Ferien. Doch das Kästchen zieht ihn immer mehr an - zunächst nur seine Blicke, doch schließlich trägt er es mit sich herum. Irgendwann ist seine Neugierde so groß, dass er es einfach öffnen muss. Sein Chef hat ihm ein Nachricht hinterlassen: „Mose, du alter Schurke! Ich möchte dich nie mehr über Adam schimpfen hören. Wenn du im Garten Eden gewesen wärest, hättest du genauso gehandelt wie Adam. Geh wieder in den Wald zurück und fälle Holz!“