Guten Morgen liebe Hörerinnen und Hörer,
haben sie ihren Garten schon winterfest gemacht? Die Jahreszeiten und auch die Blumen können uns einiges über unser Leben sagen, auch ohne Garten.
Hier einige Auszüge aus dem Text: Jeder ist eine Blüte“, von Kristiane Allert-Wybranietz
„Sie stand in einem Garten, wie es viele Gärten gibt: inmitten von vielen Blumen. Doch sie meinte eine besondere Blume zu sein. Schon im Frühjahr beschoss sie auf keinen Fall zu früh zu erblühen. Schließlich war ihr Blumenleben begrenzt, da wollte sie nichts riskieren und ja nicht zu früh ihren Knospenmantel verlassen.
Im Mai und Juni erblühte dennoch eine Blume nach der anderen in voller Pracht. Nur diese eine Blume stand noch immer trotzig in ihrer Knospe und weigerte sich ihre Blütenblätter zu öffnen.
Und erst die Vorstellung, jemand könnte sie pflücken, weil sie so schön blüht! Nein, in einer Vase wollte sie nicht landen! Niemand pflückt Knospen, dachte sie und kam sich sehr klug und vernünftig vor. Sie wollte sich erst ganz sicher fühlen, um sich dann mit aller Kraft zu entfalten. Allerdings bewunderte sie heimlich die Blütenpracht ihrer Freundinnen.
Konnte sie mit dieser Blumenpracht überhaupt mithalten?
Nach und nach wurde sie immer ratloser. Sie spürte die Einsamkeit und die Enge, die sie oft bedrängten Und sie spürte, dass sie ausgeschlossen war von dem prallen Leben und Blühen auf ihrem Beet.
Da fielen ihr auch wieder alle Bedrohungen ein, Nachtfrost, Sturm, Regen usw.
Trotzdem - irgendwo drängte es sie, auch mitblühen zu können.
Schließlich wurde es August. Immer schwerer wurde ihr die Entscheidung.
Im September wurden die Sonnenstrahlen milder. Da wusste die Blume plötzlich, dass sie sich entscheiden musste.
Und dann, an einem besonders schönen Septembermorgen, arbeitete sie sich doch aus ihrer inzwischen harten Schale hervor. Sie wurde eine phantastische Blüte und erntete viel Bewunderung
Sie ließ ihre Farben weithin leuchten, spielte mit Wind und Sonne, war einfach glücklich. Sie wusste jetzt, dass Blühen nichts mit Können zu tun hat, sondern mit Sein.“
Liebe Hörerinnen un Hörer entscheiden sie sich heute ihr Leben zu leben