(Sprüche 31, 8)
(Auszug aus dem Buch: Aufsehen zu Jesus - 365 Andachten, Dr. Max König)
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
Es scheint ganz selbst verständlich: der Stumme braucht einen, der für ihn redet, und der Verlassene jemanden, der sich an seine Seite stellt und seine Sache vertritt. Nur auf diese Weise lässt sich eine gerechte Verteilung der Anteile an einem erfüllten Leben erreichen. Das ist eine Forderung der Menschlichkeit, die keiner Begründung bedarf. Nur: Bedrückend oft geht es in unserer Welt anders zu. Jeder tut den Mund auf für seine eigene Sache. Wer sich ins rechte Licht setzt, hat den Zulauf. Die im Schatten sieht man nicht, sie bleiben ungehört und ungetröstet. Trotz aller unserer Programme: die Ungleichheit der Lebenschancen ist mit Händen greifbar. Menschen sind stumm geworden, weil ihnen das Leid den Mund verschlossen hat; Verlassene bemühen sich in ihrer Krankheit, in ihren Eheproblemen, in ihrer Aufgabe als Alleinerziehende. Jeder von uns kennt sie.
Kennen wir sie wirklich? Oder sind wir so sehr engagiert in „eigenen Angelegenheiten“, dass wir den stummen Schrei des Verlassens nicht hören? Wie soll das anders werden? Zuerst müssen wir lernen wahrzunehmen, die Not zu sehen und den Jammer zu hören; und das darf nicht am Rande unserer Aufmerksamkeit liegen bleiben, sondern muss uns das Herz anrühren.
Warum nur gelingt uns das so selten und so bruchstückhaft? Die Antwort der Bibel lautet: Weil unser Dichten und Trachten von Grund auf verkehrt ist, gefangen in den eigenen Interessen und Ängsten, in den Sorgen um Position und Ansehen, um Erfolg und Materielle Güter. Das ist wie ein Zwang, sich um sich selbst drehen zu müssen. Jesus Christus will uns von diesem Zwang frei machen, indem er uns die Liebe Gottes zeigt und uns zurückführt in die Geborgenheit des Vaterhauses. Dort haben wir es nicht mehr nötig, uns zu sorgen um den kommenden Morgen und darum, nicht zu kurz zu kommen. Dann aber soll unser Horizont weit und klar werden. Unsere Augen und Ohren sollen die Not des Nächsten wahrnehmen, unser Herz soll mitfühlen, unser Mund soll dem Stummen seine Stimme leihen, und unsere Hände sollen sich regen, damit der einsame nicht verlassen bleibe.
Ganz konkret: Wo ist heute der Stumme, der meine Stimme braucht, und der Verlassene, der meinen Beistand ersehnt?
Ich wünsche ihnen einen schönen Tag!
Wort in den Tag
Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind.