Heute mit : Luc Assent
Guten Morgen liebe Hörerinnen und Hörer!
An jedem Tag sehen wir tausende von Bildern. Vieles fliegt an unserem Auge vorbei, manche Dinge nehmen wir gar nicht bewusst wahr. Aber wir können unsere Sehfähigkeit pflegen, veredeln, trainieren und verfeinern.
Man kann drei Stufen des Sehens unterscheiden :
Die erste Stufe: Wir registrieren ein Bild, nehmen es mit den Augen wahr, aber wir bemerken es gar nicht, weil wir es schon oft gesehen haben. Das ist die unterste Stufe des Sehens, die fast unbewusst geschieht.
Die zweite Stufe: Ich konzentriere mich auf ein Bild, eine Landschaft, ein Geschehen, einen Menschen. Ich analysiere die Eindrücke in meinem Gehirn: was stellt das Bild dar, wie ist es aufgebaut, was steht im Zentrum, was zieht meinen Blick, meine Aufmerksamkeit an? Welche Informationen und Signale sendet das Bild mir? Ich schaue das Bild mit meinem Verstand an, versuche seinen Sinn zu erfassen und zu beurteilen.
Die dritte Stufe: Diese Art des Sehens erweitert sich zu einem besinnlich-meditativen Verweilen. Wir lassen das Bild auf uns wirken. Unsere Gefühle werden angesprochen. Das so angeschaute Bild beginnt uns selbst zu prägen, zu beeinflussen. Solche Bilder bleiben in uns haften, begleiten uns durch den Tag, vermögen uns aufzumuntern, wenn wir ein Tief erleben, sie geben einen inneren Halt, einen ermutigenden Trost, wirken sogar als heilende Kräfte in uns.
Versuchen wir also heute vielleicht einmal unser Sehen zu schulen. Lassen wir die Bilder auf uns wirken, in uns eindringen und zu einem Teil unseres Lebens werden. Achten wir besonders auf die kleinen, unscheinbaren Dinge am Wegesrand und auf die Gesichter der Menschen um uns herum...