Liebe Hörerinnen und Hörer,
An Tagen, an denen alles schief läuft oder stressig ist, gehe ich zu meiner Nachbarin, eine Tasse Tee trinken. Wir reden dabei über Kindererziehung, menschlichen Beziehungen im Allgemeinen und verbessern dabei immer ein Stückchen die Welt. An manchen Tagen bin ich sogar die dritte Person, die dies mit ihr tut. Und wenn ich dann frohen Mutes wieder nach Hause gehe, denke ich: „Und blitzeblank geputzt war wieder mal alles nebenan.“
„Kein Wunder“, sagen tröstend meine Schwestern, „deine Nachbarin ist ja nur Hausfrau.“
„Nur-Hausfrau. Irrtum!“ antworte ich, „meine Nachbarin ist Katechetenmutter, organisiert einen Kirchenchor, spielt im Dorftheater und hat einen für alle offenen Wanderclub gegründet. Täglich geht sie zum Dorfbauern ihre Milch holen und unterhält sich dabei kurz mit allen älteren Menschen, die am Fenster sitzen und nur auf sie zu warten scheinen.
Alles das, was sie so macht, trägt einen schönen Namen, nämlich „informelles Ehrenamt“. Und weil sie dies alles mit Begeisterung und guter Laune macht, genießt sie im Dorf Bewunderung und Ansehen.
Viele von uns üben, in einem uns angepassten Rahmen, ein solches informelles Ehrenamt aus. Auch die moralische Unterstützung eines Partners, der ein offizielles Ehrenamt inne hat, gehört dazu.
Uns allen, die wir unsere Zeit, unser Können und unsere Hilfe anderen kostenlos schenken, wünsche ich für dieses informelle Ehrenamt ein Lob, ein Dank oder ein Lächeln, das sagt: „Was du machst, ist unbezahlbar wertvoll!“