Das Wort für den heutigen Tag mit Gisela Hermann.
Der Text eines nicht bekannten Autors möchte ich ihnen nicht vorenthalten. VATERS GOTT.
Mein Vater hat für seinen Gott ein Häuschen gebaut, eine kleine Kapelle sozusagen, mit allem, was dazu gehört,Licht, Heizung, Automatiktür. In tiefster Andachthaltung poliert er seinen Gott. Er geht ganz nahe an ihn heran, haucht ihn an, ja, küsst ihn sozusagen. Wischt dann die Spuren seiner Zärtlichkeit gleich wieder mit einem Tuch aus feinster Wolle weg, so als wollte er sagen: “Herr, ich bin deiner nicht würdig”. Auf der Stirn trägt sein Gott einen Stern. Wenn mein Vater diesen Stern wieder zum Funkeln bringt,
hört man ihn im Geist sagen: “Geheiligt werde dein Name”.
Und stark ist er, der Gott meines Vaters, ganze 260 PS entwickelt sein dynamisch Inneres. Das verleiht auch meinem Vater Gefühle der Allmacht. Von Zeit zu Zeit ist mein Vater sehr besorgt um seinen Gott. Dann gibt es eine Krise mit dem täglichen Super. Wir hören ihn dann leise, jedoch mit voller Inbrunst beten: “ O Pek, O Pek.” Ich habe gehört das sei irgendein arabischer Gott. Obwohl Götter wie derjenige meines Vaters auf den ersten Blick sehr modern erscheinen, in einem Punkt zumindest sind sie den primitiven ähnlich: sie verlangen Menschenopfer. Über 10.000 sollen es im vergangenen Jahr gewesen sein. Über das finanzielle Opfer, das der Gott vom Vater abverlangt, schweigt dieser sich aus. Die monatliche Kollekte muss jedoch beträchtlich sein. Aber dem, der liebt, ist nichts zuviel. Ob andere auch solche Götter haben? Lassen auch wir uns nicht verleiten.Falsche Götter können maßlos anstrengend sein.
Wort in den Tag
Vaters Gott