Guten Morgen, meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer,
Ein Vater schenkte seinen Söhnen und Töchtern, Enkeln und Urenkeln einen großen, bunten, zauberhaften Teppich, den er mit viel Geduld und Weisheit einst angefertigt hatte. Seine Muster waren vielfältig, farbig, kunstvoll aufeinander abgestimmt. Zusammen ergaben sie ein Bild von außerordentlicher Schönheit und Vollkommenheit. Er gab den Kindern das Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Zu bestimmten Zeiten war er besetzt mit köstlichen Speisen, die noch warm in den Schüsseln dampften. So blieben die Söhne und Töchter, Enkel und Urenkel lange auf dem Teppich und dankten ihrem Vater für dieses wundersame Geschenk. Doch mit der Zeit ging mit ihnen eine eigenartige Wandlung vor. Einige beanspruchten große Teile des Teppichs nun für sich und vertrieben die anderen von diesen Stellen, so dass sie sich in einer Ecke zusammendrängen mussten. Einigen gefiel das Muster nicht mehr und begannen die Fäden heraus zu ziehen und versuchten, sie neu zu verweben.
Sie ersetzten die feinen Muster durch grobes Flickwerk. Einige hörten auf, den Teppich zu pflegen. Es störte sie wenig, ihren Unrat liegen zu lassen, auf dass er mit dem Teppich zusammen verschimmelte. Einige schnitten ganze Stücke aus dem Teppich heraus, um sie nur für sich allein zu besitzen. Die meisten fanden auch aneinander keinen Gefallen mehr...Sie begannen sich zu schlagen wegen des Teppichs und der Rechte daran. Bald zeigte der Teppich deutliche Spuren des handfesten Streites.
Heute sitzen sie verstreut und vereinzelt auf einem abgeschabten, fleckigen, ausgefransten Lappen, der einmal ein wunderschöner zauberhafter Teppich war. Und sie machen immer noch weiter. Doch wie mag wohl das Ende aussehen? Wir wissen es nicht und werden es auch nie erfahren.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.