Taufe des Herrn
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
Wir werden im Leben des Öfteren gefragt, uns zu erkennen zu geben, unsere so genannten Papiere, unsere Identitätskarte zu zeigen. Jeder ist verpflichtet, einen Personalausweis zu besitzen. Mein Foto ist darauf angebracht und einige meiner persönlichen Daten.
Immer wieder erhalte ich als Pfarrer Anfragen, einen Taufschein auszustellen. Während der Personalausweis mein äußeres Erscheinungsbild wiedergibt, beglaubigt der Taufschein meine innere Identität: Ich gehöre zu Jesus von Nazareth, dessen Geburtstag wir soeben gefeiert haben; ich bin ein Teil der Gemeinschaft der Getauften.
Es war vor zwei Jahren: Bei einer Polizeikontrolle nach Karneval wurde ich angehalten und musste meinen Pass vorzeigen. Der Polizist sagte mir dann: „Es ist Zeit, dass Sie Ihr Passfoto einmal erneuern". Und in der Tat: Ich sah auf dem Foto noch recht jung aus. Es war nicht mehr aktuell.
Ich dachte mir, ob ich auch meinen Taufschein erneuern muss, der von einer Zeit stammt, als ich noch jung, sehr jung war: Ob auf dem Taufschein noch ein Foto zu sehen ist, als ich Baby oder Erstkommunionkinder oder vielleicht noch Firmling war.
- Bin ich noch Christ oder bin ich es nicht?
- Stehe ich zu meiner inneren Identität oder verleugne ich sie?
- Habe ich noch eine Glaubensfamilie oder bin ich leise aus ihr ausgetreten?
So einfach wie ich das Foto auf dem Personalausweis erneuert habe, so leicht kann ich meinen Glauben nicht erneuern. Das verlangt schon etwas Einsatz, um wieder zu entdecken, dass ich getauft worden bin. Ich kann dann wieder eine Glaubensfamilie finden und mit ihr gemeinsam Kirche sein.
Äußere Zeichen genügen nicht, um meine innere Identität glaubhaft werden zu lassen:
- weder ein Aschenkreuz auf der Stirn noch der Blasiussegen,
- weder ein Kreuz an der Wand noch das Krippchen im Zimmer,
- weder ein Heiligenbildchen unter dem Kopfkissen noch eine Medaille am Hals.
Innen drin muss ich mich erneuern, sagt mir das Fest „Taufe des Herrn“, das wir morgen feiern.
(Ideen von Pfarrer Robi Kohnenmergen, Raeren)