Heute mit Aloys Jousten
Im August habe ich in Hasselt den alle sieben Jahre stattfindenden Umzügen zu Ehren der Virga Jesse, des Zweiges aus dem Baumstumpf Jesse, beigewohnt. Die in der Kathedrale von Hasselt verehrte Muttergottes trägt den Namen Virga Jesse. Das ist für ganz Limburg ein Begriff. In einem herrlich gestalteten Umzug stellen Fußgruppen in den schönsten einfachen Kostümen zehn Szenen aus dem Leben der Gottesmutter dar. Dazu sprechen und singen sie jeweils eine kurze, dem heutigen Verständnis angepasste Botschaft. In meinen Augen ist dies eine bei uns zu wenig bekannte Veranstaltung, die einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.
Virga Jesse. Im deutschen Sprachraum kennen wir den Begriff von einem sehr oft und gerne gesungenen Weihnachtslied: „Es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart, wie uns die Alten sungen, von Jesse kam die Art, und hat ein Blümlein bracht mitten im kalten Winter wohl zu der halben Nacht.“ (Gotteslob 132)
In Hasselt wurde der Zweig aus dem Baumstumpf Jesse in diesem Jahr als der aufgehende Stern ausgelegt. Dazu passt die dritte Strophe unseres Weihnachtsliedes: „Das Blümelein so kleine, das duftet uns so süß, mit seinem hellen Scheine vertreibt’s die Finsternis, wahr’ Mensch und wahrer Gott, hilft uns aus allem Leide, rettet von Sünd und Tod.“ Sie haben Recht, liebe Hörerin, lieber Hörer, der Liedtext spricht vom Kind als Licht und nicht von Maria. Aber das ist ja das Bemerkenswerte an der Mutter Jesu: sie führt zu ihrem Sohn; sie verweist auf ihn; sie trägt ihn auf dem Arm, als wollte sie ihn der Menschheit schenken.
So ist Maria ein Stern, aber nicht die Sonne und auch nicht der Mond. Besingen wir sie nicht als Meerstern? Unter diesem Namen wird sie in Maastricht verehrt.
In diesem Monat Dezember hat uns Maria auf besondere Weise begleitet. Mit ihr haben wir den Erlöser, den Gott seinem Volk und der Menschheit verheißen hat, erwartet. Mit ihr freuen wir uns heute über seine Geburt. Ein Kind ist Grund zur Hoffnung. Diese hoffende, erwartungsvolle Haltung wünsche ich uns allen - auch über Weihnachten hinaus!