Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer. Das Adventslied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit...“ entstand, als der Dichter Georg Weissel von einem Schneesturm überrascht wurde und mit mehreren anderen Leuten im nahegelegenen Dom Schutz vor dem Unwetter suchte. Der Küster öffnete die Tür und sagte: „Willkommen im Haus des Herrn! Ob Patrizier oder Tagelöhner, das Tor des Königs aller Könige steht jedem offen.“ Weissel sah im Vorraum des Domes fortgesetzt auf das hohe Portal und ihm kamen die ersten Verse in den Sinn, die er zu Hause in kurzer Zeit beendete.
Erstmals gesungen wurde das Lied am vierten Adventssonntag vor dem Gartentor des Geschäftsmannes Sturgis. Dieser hatte ein Villa erworben. Das angrenzende Wiesengrundstück ließ er mit einem Zaun versehen und die Tore fest verschließen. Damit war den Leuten aus dem Armen- und Siechenheim nicht nur der nahe Weg in die Stadt versperrt, sondern sie mussten auch, um zur Kirche zu gelangen, eine weite Strecke zurücklegen. Alle Bitten, die Gartentore zu öffnen, stießen auf taube Ohren.
An jenem Adventssonntag begaben sich der Pfarrer, der Kirchenchor, zahlreiche arme und gebrechliche Leute sowie der Dichter zu Sturgis’ Haus, nahmen vor dem Gartentor Aufstellung und sangen gemeinsam: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit...“
Sturgis kam hervor, stand zunächst wie angewurzelt. Dann holte er einen Schlüssel hervor und sperrte alle Tore auf, die von diesem Zeitpunkt an nie mehr verschlossen wurden.
Liebe Hörerinnen und Hörer, ich wünsche Ihnen eine gnadenreiche Adventszeit.
Edda Blesgen