Das Anzünden einer Kerze
Nun ist es wieder so weit! Am Sonntag beginnt die Adventszeit. Sicherlich haben auch Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, bereits einen wunderschönen Adventskranz zu Hause stehen: selbstgemacht oder gekauft. Oder Sie zünden wenigstens hin und wieder eine Kerze bei sich an, um Licht in die dunklen Tage und Abende zu bringen. Dazu passend hörte ich am 15. August in Kevelaer beim Anzünden der diesjährigen Wallfahrtskerze folgende Geschichte:
„Es kam der Tag, da sagte das Zündholz zur Kerze: „Ich habe den Auftrag, dich anzuzünden“. „Oh nein“, erschrak die Kerze, „nur das nicht. Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt. Niemand mehr wird meine Schönheit bewundern“. Das Zündholz fragte: „Aber willst du denn dein Leben lang kalt und hart bleiben, ohne zuvor gelebt zu haben?“ „Aber Brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften“, flüsterte die Kerze unsicher und voller Angst. „Es ist wahr“, entgegnete das Zündholz. „Aber das ist doch das Geheimnis der Berufung: Du und ich, wir sind berufen Licht zu sein. Was ich als Zündholz tun kann, ist wenig. Zünde ich dich aber nicht an, so vergesse ich den Sinn meines Lebens. Ich bin dafür da, um zu leuchten und Wärme zu schenken. Alles , was du an Schmerz und Kraft und Leid hingibst, wird verwandelt in Licht. Du gehst nicht verloren, wenn du dich verzehrst. Andere werden dein Feuer weitertragen. Nur wenn du dich versagst, wirst du sterben...“. Da spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung: „Ich bitte dich, zünde mich an!“
Liebe Hörerinnen und Hörer, jede Kerze, die wir in diesen 4 Wochen vor Weihnachten anzünden, soll uns Zeichen sein, Licht für die Welt zu sein, in der wir leben: Licht zu Hause bei unsern Familien, Licht in der Schule und am Arbeitsplatz. All unsere Sorgen, Bitten aber auch unser Dank möge sich in der Flamme verzehren. Denn wir wissen, dass Gott nicht mehr fern bist, dass diese Zeit des Wartens bald zu Ende geht.