Liebe Hörerinnen und Hörer! Das Wort Prophet ist Ihnen bekannt. Spontan verbinden wir es mit Vorhersage - so der Wetterprophet. In der Bibel hat es jedoch nur bedingt diese Bedeutung. Die Propheten sagen nämlich nicht an erster Stelle voraus, wie die Zukunft Israels aussehen wird. Sie rütteln vielmehr die Verantwortlichen und das Volk selbst wach und ermahnen alle, die richtigen Schritte in die gute Richtung zu tun. Gott verheißt seinem Volk eine bessere Zukunft; diese setzt jedoch die Umkehr des Volkes voraus. Meist treten die Propheten in Krisensituationen und Krisenzeiten auf. Dann sprechen sie im Namen Gottes und wollen das Volk aus der Krise herausführen. Es ist also wichtig und unerlässlich, dass alle den Ernst und die Herausforderung einer Situation erfassen und dementsprechend handeln.
Krise ist nicht gleich Katastrophe. Sie kann katastrophal werden, wenn man die Hände in den Schoß legt und untätig bleibt. So muss die Kirche in unserem Land Schlussfolgerungen aus den Ereignissen dieses Jahres ziehen und aus der Krise eine Chance zu einem echteren Christsein und besseren Kirchesein machen.
Auf politischer Ebene sieht es nicht anders aus. Wer von Chaos redet, läuft Gefahr, das Leben lahm zu legen und die Verantwortlichen zu entmutigen.
Liebe Hörerin, lieber Hörer! Die große Versuchung besteht darin, den Kopf in den Sand zu stecken und sich der falschen Hoffnung hinzugeben, die Dinge würden sich von selbst wieder einpendeln. Dagegen wehre ich mich. Krisenzeiten sind Chancen des Wachstums, der positiven Veränderung, einer besseren Zukunft. Sie sind es jedoch nur, wenn verantwortungsbewusste Männer und Frauen, junge und erwachsene Bürger die Sache ernsthaft in die Hand nehmen und dem Neuen den Weg eröffnen. Als gläubiger Mensch würde ich sagen: Gott will, dass wir seine Schöpfung immer mehr in den Dienst aller Menschen stellen. Ich denke ganz konkret an die Situation der Armut in Belgien und in Europa.
Ich wünsche uns allen Mut zum Wandel und weniger Angst vor der Zukunft.