Guten Morgen meine lieben Zuhörerinnen und Zuhörer,
eines Tages musste ich im Elendsviertel Moro in Rio de Janeiro ein abscheuliches Schauspiel mit ansehen: eine Frau lag im Koma, hin gestreckt auf der Erde in einer elenden Baracke aus fauligen Brettern. Ihre drei Kinder, acht, fünf und zwei Jahre alt,
die sie allein aufgezogen hatte, klammerten sich an ihren Körper. Sie weiten und hatten sich dicht an den Körper der sterbenden Mutter hin gekauert, um nur etwas Liebe zu empfangen. Da trat ein alter Mann ein, bar Fuß, mit zerfetzter Hose und zerlumptem Hemd. Aber sein Gesicht war wunderbar. Mein ganzes Leben lang werde ich diesen Anblick nicht vergessen. Sein Gesicht strahlte eine Wärme aus, die sich sofort auf die Mutter und die Kinder übertrug. Er brachte den Kindern in einem Holznapf etwas gekochten Reise. Gemeinsam verließen wir die Baracke. Im Gespräch gestand er mir, dass dieser Reis sein Abendbrot war und er nichts mehr zu essen und keinen Pfennig mehr hatte, um etwas anderes zu kaufen. Darauf hin fragte ich ihn: werden sie denn heute oder morgen etwas essen? Er antwortete: „Wofür halten sie mich? Glauben sie wirklich, ich hätte diesen Reise ganz alleine essen können, während drei Kinder dort in solch bedrohlicher Lage waren?“
Damals, haben sich in den Augen dieses in Lumpen gehüllten Mannes meine Augen mit den Augen von Jesus Christus gekreuzt! Und ich, Herr, möchte so gern ein einfaches Herz haben, rechtschaffen wahrhaftig wie das des alten Mannes von Moro. Ich gäbe gern meine ganze Kultur hin, um das Herz eines Armen zu haben.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.