Heute mit Aloys Jousten
Im hohen Mittelalter lebte in Frankreich der heilige Bernhard von Clairvaux, ein Mönch, der vielen Großen in Welt und Kirche mit Rat und Tat zur Seite stand. In einem Brief an den Papst schreibt er etwas nieder, was ich Ihnen, liebe Hörerin, lieber Hörer, heute mit in den Tag geben will.
Wo soll ich anfangen?, fragt der Mönch. Am besten bei Deinen Beschäftigungen, denn ihretwegen habe ich am meisten Mitleid mit Dir. Ich fürchte, dass Du, eingekeilt in Deine zahlreichen Beschäftigungen, keinen Ausweg mehr siehst und deshalb Deine Stirn verhärtest.
Bernhard warnt den Papst und wohl nicht nur den Papst vor einer Verhärtung und Verblendung des Herzens, das nicht mehr fähig ist, seinen eigenen Schmerz und den anderer zu spüren.
Bernhard gibt seinem Empfänger folgenden Rat: Es ist viel klüger, Du entziehst Dich von Zeit zu Zeit Deinen Beschäftigungen, als dass sie Dich ziehen und Dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem Du nicht landen willst. Du fragst: An welchen Punkt? An den Punkt, wo das Herz hart wird.
Liebe Hörerinnen und Hörer! Weshalb sind gewisse Menschen arbeitssüchtig? Es ist eine moderne Krankheit, denn es ist mehr als eine Sucht. Es ist eine Abhängigkeit, weil diese Menschen in der Arbeit die Anerkennung zu finden glauben, die sie vermeintlich ansonsten nicht erhalten würden. Diese Arbeitssucht hat also mit mangelndem Selbstvertrauen zu tun. Bernhard von Clairvaux ist der Meinung, dass man gut zu sich selbst sein muss, um gut zu anderen sein zu können. Arbeit kann das Herz hart machen, schrieb er an den Papst. Am Beginn eines Tages können wir, die wir einer Arbeit nachgehen, entweder zu Hause oder auswärts, uns diese Überlegung mitnehmen. Ein Wort in den Tag, das echt wohltuend sein kann - für uns und somit für die anderen. Wir sollten es immer wieder einmal beherzigen, denn ein hartes Herz schafft keine echte Lebensfreude.