Liebe Hörerinnen und Hörer, im August findet die jährliche Lourdespilgerfahrt des Bistums Lüttich statt. Ich habe soeben zum zehnten Mal als Bischof daran teilgenommen. Eine solche Wallfahrt mit fast 1500 Christen aller Altersstufen ist ein Großereignis. Davon zehre ich noch lange. Es ist eine Erfahrung von Kirche der besonderen Art. Was ich mir oft unter Kirche vorstelle, wird dort einfach Wirklichkeit. Das Evangelium wird verkündet und gelebt. Wir beten und feiern Sakramente als Geschenke der Liebe Gottes. Echte Liebe zu jedem, besonders zu den Schwachen, wird in die Tat umgesetzt. Untereinander, zwischen Jugendlichen und Erwachsenen z.B., herrscht ein gutes Verhältnis, das den Reichtum eines jeden erahnen lässt. Lourdes ist ein Ort, wo Himmel und Erde sich irgendwie berühren. Der selbstlose Einsatz von so vielen jugendlichen und erwachsenen Mitchristen löst immer Bewunderung und Freude aus.
Mir fällt noch etwas in Lourdes auf. Hieß es zur Zeit, die Kranken führen dorthin in der Hoffnung auf das Wunder einer Genesung, so kann man dies heute nicht mehr generell sagen. Die kranken und die gesunden Pilger begeben sich dorthin mit einer großen Offenheit des Herzens. Lourdes ist ein ständiges Wunder, würde ich sagen. Was sich in den Herzen der Menschen tut, ist das eigentliche Wunder. Auch das ist Heilung. Ich bin davon überzeugt, dass viele Pilger diesen Ort anders verlassen, als sie hingekommen sind. Besonders die Jugendlichen werden berührt von der tiefen Gläubigkeit, von der Zuversicht, von der Gelassenheit, von der Lebensfreude der betagten und kranken Männer und Frauen, die sie oft mehrmals am Tag hin und her befördern. Man muss es erlebt haben, um es zu glauben.
Schlussendlich würde ich meinen, dass das Wichtige nicht die Erscheinungen an sich sind, sondern das Leben Spendende, das durch sie ausgelöst worden ist.
Aloys Jousten wünscht allen Hörern einen froh machenden Tag.