Liebe Hörerinnen, liebe Hörer, über zwei kleine Wörter will ich heute Morgen zu Ihnen sprechen: umsonst und vergebens. Mein Wörterbuch sagt, dass umsonst auch vergebens bedeuten kann. Ich möchte beide Wörter aber gerne auseinander halten, weil sie meines Erachtens zwei sehr verschiedene Tatbestände ausdrücken. Umsonst heißt doch unentgeltlich, ohne Entgelt, einfach so. Vergebens hat mit Ergebnis zu tun und besagt, dass mein Einsatz usw. ohne Erfolg, ohne Ergebnis geblieben ist.
Der Unterschied zwischen beiden Wörtern ist in meinen Augen gut festzuhalten, weil er in gewissen Situationen sehr hilfreich ist, um sich nicht entmutigen zu lassen. Ich denke dabei an einige ganz konkrete Beispiele. Da ist zum einen die Erziehungsarbeit von Eltern und Erziehern; zum anderen die Arbeit von vielen Freiwilligen in Gesellschaft und Kirche.
Regelmäßig höre ich die bange Frage von Eltern und Großeltern, wenn Kinder und Enkelkinder ihre tatsächlich eigenen Wege gehen: War denn alles vergebens? Mit „alles“ meinen die Fragesteller meist ihren Einsatz für ihre Familie: Wir haben alles für unsere Familie getan - und jetzt dieses Resultat... Wir haben uns ganz hergegeben und alles für Kinder und Enkelkinder getan, alles natürlich unentgeltlich. Soll denn alles vergebens gewesen sein, was wir umsonst eingesetzt haben?
Ich versuche dann den Eltern und Großeltern, aber auch Lehrern und Katecheten zu erklären, dass jeder unentgeltliche Einsatz, jede Hingabe wie ein Samenkorn ist, das man in die Erde legt. Wir säen in der Zuversicht, dass die Saat keimen und Frucht erbringen wird. Wer sät, ist ein hoffender Mensch. So bin ich davon überzeugt, dass alles, was umsonst getan und verschenkt wird, in vielen Fällen wirklich nicht vergebens geschieht. Wer sät, braucht viel Geduld und Mut. I
n einer Schule sah ich einmal ein Poster mit einer Kuh auf einer Weide. Darunter stand: Nur Geduld, aus Gras wird Milch.