Liebe Hörerinnen und Hörer, an die Geschichte des jungen Samuel werden sich viele von Ihnen erinnern, wenn ich Ihnen sage, dass der junge Samuel bei dem Priester Eli zur Ausbildung war. Samuel hört nachts im Schlaf eine Stimme, die seinen Namen ruft. Er springt auf und läuft zu seinem Lehrer und sagt: „Hier bin ich, du hast mich gerufen.“ Doch der Priester antwortet: „Ich habe dich nicht gerufen. Geh und leg dich wieder schlafen.“ Das wiederholt sich dreimal. Doch beim dritten Mal fügt der Priester etwas hinzu, weil ihm ein Licht aufgegangen ist: „Wenn du die Stimme hörst, so sprich: Rede, Herr, denn dein Knecht hört.“ Gehört, getan, denn als die Stimme Samuel zum vierten Mal ruft, antwortet er: „Rede, denn dein Knecht hört.“
Samuel wird gerufen; er wird vom Herrn berufen, sich in den Dienst Gottes zu stellen. Vielleicht war er damals 14 oder 15 Jahre alt. Wir könnten heute sagen: er war im Firmalter. Manchmal wünsche ich mir, dass unsere Firmlinge eine solche Erfahrung machten. Ich meine damit nicht, dass sie sich alle zum Priesterberuf oder zum Ordensleben berufen fühlen. Es geht mir um die Erfahrung und die Einsicht, dass der Glaube eine persönliche Beziehung zwischen Christus und jedem Christen ist und dass Christus uns gerade in der Firmung persönlich anspricht und eine persönliche Antwort erwartet.
Die Geschichte des jungen Samuel lässt uns sagen, dass der Ruf Gottes nicht auf Anhieb gehört und verstanden werden muss. Es kann sogar häufig passieren, dass man sich wie Samuel wieder hinlegt, als wäre nichts gewesen oder weil man nichts begreift.
Gott spricht uns Menschen an. Jeden ruft er mit anderer Stimme, aber er ruft. Ich freue mich oft, wenn Firmkandidaten mir schreiben und von der Vorbereitung auf die Firmung erzählen. Ab und zu staune ich vor der Reife und dem Ernst, mit denen Jugendliche berichten, wie sie in ihrem Christsein gewachsen sind. Auffallend ist, wie oft die Jugendlichen voll des Lobes und des Dankes für die Erwachsenen sind, die sie auf die Firmung vorbereiten. Die Firmbegleiter sind für sie das, was der Priester Eli dem Samuel bedeutet hat. Glücklich jene, die einem Eli begegnen, der ihnen weiterhilft.