In Korea erzählt man sich folgende Geschichte:
In einem schönen Tal in Südkorea wohnte einst eine reiche Familie, deren Kornkammern niemals abgeschlossen wurden. Alle Diener, Knechte und Mägde waren treue Menschen. Man konnte ihnen vertrauen. Bis auf einen. Den Pferdeknecht. Der Knecht sah die Möglichkeit, dass es leicht wäre, hier etwas zu stehlen und sich damit einen kleinen Nebenverdienst zu ermöglichen.
Eines Abends, als er vermutete, dass die Familie nicht zuhause sei, schlich er sich zur Vorratskammer des Hauses und stahl einen Sack Reis. Im Halbdunkel eilte er schnell nach draußen.
Beim Ausgang des Hauses aber stand unverhofft die Frau des Hauses und der Dieb erschrak. Verlegen stammelte er: „Verzeiht, verzeiht im Namen des Himmels.“
Die Frau erkannte, dass er vom Reis gestohlen hatte, aber sie sagte nur: „sei still, und geh weiter, sonst sieht dich noch der Herr.“
Beschämt und verwirrt schlich der Dieb weiter. Als er das Haus verlassen hatte, stand an der Ecke draußen auf der Straße plötzlich der Hausherr. Auch er sah den Dieb und dass er im Haus gestohlen hatte, war offensichtlich.
„Verzeiht, Herr, verzeiht! Im Namen des Himmels“ stotterte der Dieb.
Doch der Herr sagt nur: „Eil schnell, sonst entdeckt dich noch deine Herrin.“
Doch bei diesen Worten drehte sich der Dieb um und trug den Sack wieder zurück in die Kornkammer. Die Güte seiner Herren ließ ihn umkehren.
Ähnlich wünscht sich auch Gott, dass wir nicht aus Furcht umkehren und Buße tun, weil wir Strafe fürchten. Sondern er wünscht sich Umkehr, weil wir überwältigt sind von seiner großen Güte.
Quelle: Willy Hofsümmer, 77 Herzensfenster, S. 79.