Am 3. Juni 1963 starb Papst Johannes XXIII., nachdem er am 11. Oktober 1962 das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet hatte. Im Oktober 1958 war er zum Nachfolger von Pius XII. gewählt worden. Bereits am Tag seiner Wahl hatte er die Menschen auf dem Petersplatz begeistert. Schon bald war er auf der ganzen Welt bekannt und wurde er geschätzt als der „gute Papst Johannes“. Von ihm ging etwas Vereinnahmendes aus, das ansteckend wirkte: Güte, Milde, Menschlichkeit, einfacher, aber tiefer Glaube. Große Entscheidungen erwartete man nicht mehr von ihm. Dennoch hat gerade Papst Johannes XXIII. die Kirche verändert und auch ein neues Verhältnis zwischen Kirche und Welt eingeläutet.
Für uns Ältere ist das Konzil zu einem ganz wichtigen Meilenstein im Leben der Kirche und jedes Christen geworden. Seit fast 50 Jahren sind wir dabei, die Leitgedanken und Verlautbarungen des Konzils in die Tat umzusetzen. Wir sind noch lange nicht am Ende. Dass Papst Johannes während des Konzils gestorben ist, es also nicht abgeschlossen hat, könnte fast wie ein Zeichen Gottes gedeutet werden. Ich würde sagen, dass Konzilien wie Raststätten auf dem Wege sind; man hält inne, aber die Reise geht dann weiter. Nachdem man in der Gaststätte etwas zu sich genommen hat, gilt es mit neuer Energie aufzubrechen und mutig den Weg fortzusetzen. Für die Kirche und alle Christen, vom Papst bis zum einfachen Getauften, heißt dies, dass sie im Heute Gottes leben und zu erkennen versuchen, wie sie hier und jetzt das Evangelium in die Tat umsetzen können und sollen.
Wir müssen die Fenster weit öffnen, hatte Papst Johannes in seiner Eröffnungsrede den Konzilsvätern zugerufen. Wie fordert Gott uns durch die Gesellschaft von heute heraus? Das ist eine ganz wichtige Frage. Wir können wir Christen heute glaubwürdige Zeugen des Evangeliums sein, so dass Menschen und Gesellschaft aufhorchen und spüren, dass die Kirche tatsächlich das echte Wohl der Menschen verteidigt und sucht?
An Papst Johannes XXIII. haben mich ganz besonders seine Einfachheit, seine Offenheit, seine Wahrhaftigkeit, seine Liebe zu den Menschen aller Schichten und Kulturen betroffen gemacht. Ist dies nicht der Weg, der die Herzen berührt? Mir scheint, dass der gute Papst Johannes uns heute wie damals einen Weg zeigen will, den er so beschrieben hat: „Dies ist die beste Lebensart: Vertrauen in den Herrn haben, den Herzensfrieden bewahren, in allem zunächst das Gute erkennen, die Geduld pflegen und allen Gutes tun, nie etwas Böses.“
Liebe Hörerin, lieber Hörer! Der gute Papst Johannes XXIII. macht uns auch heute noch Mut, gute Menschen zu sein.