Gibt man im Internet nur seinen Vornamen ein, erscheint er an erster Stelle. Kein Wunder, Bernhard Brink ist eine Marke. Und das ist auch gut so, um einen anderen bekannten Berliner zu zitieren. Man mag es kaum glauben, aber 44 Jahre ist es her, als der gebürtige Niedersachse nach West-Berlin zog. Und 40 Jahre sind seit der Veröffentlichung seines ersten Albums „Ich bin noch zu haben“ vergangen.
Wenn man den 63-Jährigen allerdings in natura erlebt, scheint der Zahn der Zeit keine bleibenden Spuren hinterlassen zu haben. „Ich halte mich nach wie vor fit, spiele Tennis und gehe joggen. Die Frage, ob der Brink schon tot sei, kommt selten. Ich komme Gott sei Dank nach meiner Mutter, die gerade erst 90 geworden ist.“ Ein vitaler Typ eben, der weder den „guten, alten Zeiten“ hinterhertrauert noch sich vor Neuerungen verschließt. „Natürlich ist nicht alles besser geworden durch das Internet, die Kommunikation findet heute anders statt. In der Kneipe haben von fünf Leuten am Tisch drei ihr Smartphone in der Hand. Ob das gut ist, wage ich zu bezweifeln.“ Deutliche Worte von einem, der nach seinem ersten Auftritt in der ZDF-Hitparade 1972 knapp 30.000 Briefe bekommen hat, von denen natürlich auch nicht alle durchweg positiv waren.
Aber mit Kritik konnte er damals schon gut umgehen, „solange sie fundiert war“. Wobei Brink niemals große Angriffsflächen bot. Der Mann hat immer sein „Ding gemacht“, wie er es nennt, ist sich selbst treu geblieben und hat sich ständig neu erfunden. Das Rezept seines über vier Jahrzehnte währenden Erfolges ist simpel: Kontinuität.
Das neue Album zeigt Bernhard Brink von einer bekannten, aber auch einer unbekannten Seite. Denn auf der einen bietet „Unendlich“ einen Querschnitt durch 40 Jahre Brink, erscheinen hier doch seine größten Erfolge in einem aktualisierten Gewand. Auf der anderen hingegen präsentiert er sich hochmodern und auf der Höhe der Zeit: Er hat mit dem Team von Unheilig zusammengearbeitet. Bernhard Brink und der Graf, eine Liaison, die man so nicht erwartet hätte. Dabei sind die Dinge manchmal viel einfacher, als sie von außen erscheinen. „Wir haben uns auf einer Veranstaltung kennengelernt und sofort gemocht. Ich habe dann über Dritte erfahren, dass der Graf gerne einmal mit mir zusammen arbeiten würde. Das haben wir konsequent umgesetzt.“
Auf den ersten Blick prallen hier zwei Welten aufeinander, auf den zweiten, und das ist in diesem Fall sogar der ins Innerste der Kollaboration, haben sich zwei Spezialisten ihres Faches gefunden. „Menschlich ist der Graf sehr locker und er mag Schlager, besser geht es nicht.“ Brink ist richtig glücklich mit dem Endergebnis. Die erste Single „Von hier bis zur Unendlichkeit“, immerhin seine 100. (!), hat es ihm besonders angetan. „Es war nicht ganz leicht, die Stücke auszuwählen, die wir neu gestalten wollten“, gibt Brink zu. „Wir haben uns am Ende für die richtigen Reißer entschieden, obwohl es auch noch viele andere bekannte Hits neben „Blondes Wunder“, „Caipirinha“ oder „Zeit heilt keine Wunden“ gibt, ich denke nur an die langsamen Sachen wie „Liebe auf Zeit“ oder auch „Danielle“, was damals von Howard Carpendale geschrieben wurde.“
Denn dass Bernhard Brink auch ein anderes Publikum unterhalten kann, hat er nicht zuletzt 2014 mit seiner Teilnahme bei der siebten Staffel der RTL-Show „Let’s Dance“ bewiesen. „Da gab es Anrufe von jungen Leuten, sogar von Kindern, die mich total gut fanden; das heißt, man kann etwas erreichen, wenn man sich gut darstellen kann und sich auch selber nicht ganz so ernst nimmt.“ Denn was er nicht haben kann, ist Stillstand. „Man muss immer den Kopf aus dem Wasser nehmen und darf nicht im eigenen Sud kochen“, lautet einer seiner Erfahrungswerte. „Ich stehe für Kontinuität auf hohem Niveau“, sagt er nicht ohne Stolz.
Bernhard Brink hat auch eine caritative Seite: Neben seiner Funktion als Botschafter der deutschen José Carreras-Leukämie-Stiftung wird er demnächst auch als Co-Autor eines Buches über Demenz fungieren, das er im Mai 2016 zusammen mit der Journalistin Eva Popp und der Stiftung Nonne Anna veröffentlichen wird. Auch wenn er Anekdoten ohne Ende zum Besten geben kann, für eine Auto-Biographie ist die Zeit nicht reif, grinst er, denn er hat noch "Unendlich" viel zu tun.
Bernhard Brink - offizielle Homepage
Sendetermine
Sonntag, 20. März: 13:00 - 14:00 Uhr
Samstag, 28. März: 10:00 - 11:00 Uhr
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Textvorlage I Foto: BRF