Dieses Album scheint wie ein Wagnis. Ein paar akustische Instrumente nur, dazu Jördis Tielschs traumwandlerisches Violinspiel, ganz vorn ihre markante, erstaunlich erwachsene Stimme. „Kleine Stadt, großes Kino“ ist wie ein leichter Hauch von Natur und Friede - mitten hinein in die laute Ära der Großstadthymnen.
Mit Wagemut hat das alles für Jördis Tielsch aber kaum etwas zu tun. Viel mehr dafür mit ihrer Sicht auf die Dinge: „Ich komme vom Land. Ich schätze Einfachheit und Natürlichkeit sehr. Auch wenn mir die Decke immer mal wieder auf den Kopf fällt und ich etwas von der Welt sehen will - es zieht mich immer wieder hierhin zurück. Jeder braucht etwas, das sich nach Zuhause anfühlt. Und für mich ist das eben auf dem Land.“
Jördis Tielsch stammt aus Sinn, einer kleinen Gemeinde in Mittelhessen, umgeben von Wald und kleinen Bergrücken, fast wie im Bilderbuch. Wenn sie davon spricht, dann strahlt sie, noch mehr als sonst. Und wirft mit ihrem offenen, grundehrlichen Lachen ganz nebenbei eine Reihe tiefergehender Fragen auf: Ob das scheinbar allgemeingültige Bild von Popkultur nicht vielleicht doch etwas engstirnig ist; und ob so manch großstädtischer, demonstrativ zur Schau gestellter Individualismus nicht doch nur eine neue Form des so alten Herdentriebs ist - nun eben der Trieb, etwas Besonderes sein zu müssen.
Jördis Tielsch ist weit davon entfernt, sich zu verstellen, weil sie weiß, es würde ihr nicht bekommen. Sie hat ihr Einser-Abi in der Tasche und einen Plattenvertrag in der Hand. Für sie ist das, was momentan passiert, wie ein Traum.
Am Anfang ihres musikalischen Weges stand aber nicht die Stimme, sondern die Geige. Auf eigenen Wunsch, die Eltern sind keine Musiker, haben aber den Wunsch ihrer Tochter immer unterstützt.
Nach einem Konzert der Wise Guys nimmt sie ihren Mut zusammen und drückt den A-Capella-Musikern bei der Autogrammstunde eine ihrer selbstproduzierten CDs in die Hand. Und kurze Zeit später passiert es tatsächlich: Bariton Daniel „Dän“ Dickopf ruft bei Jördis zu Hause an und nimmt sie unter seine Fittiche. Eine Reihe von Songs entsteht aus der Zusammenarbeit, schließlich sogar ein Album, das in kleinem Rahmen erscheint. Vor allem aber spielen Jördis und Band zwei Jahre lang gemeinsam mit den Wise Guys Konzerte in großen Hallen, im ganzen Bundesgebiet - soweit die Schule es zulässt und die Eltern Zeit haben, sie zu begleiten. An einem dieser Konzertabende sitzen Vertreter ihrer heutigen Plattenfirma im Publikum, und alles beginnt, sich noch schneller zu drehen.
Studioaufnahmen in Hamburg, die Plattenfirma in München, dazwischen wartet noch das anstehende Musikstudium, vielleicht in Frankfurt, vielleicht in Köln - Jördis‘ derzeitiges Leben ist über die gesamte Republik verteilt. Die Welt ruft, laut und deutlich, und Jördis hört es gern. Doch der Dreh- und Angelpunkt bleibt ihr zu Hause, bei ihrer Familie, ihren Freunden und ihrem Pferd Geronimo.
Jördis Tielsch - offizielle Homepage
Sendetermine
Sonntag, 8. November : 13:00 - 14:00 Uhr
Samstag, 14. November: 10:00 - 11:00 Uhr
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Textvorlage I Foto: BRF