"City" – das ist ja nicht nur eine Band. "City" – das ist Kulturgeschichte. Deutsche Kulturgeschichte.
Gemeinsam haben die Musiker drei Deutschlands erlebt und in ihren Songs abgebildet: Die DDR als Heimat, die BRD als Gastspielreiseland – und nun, friedlich und mit Nachdruck zusammen gezimmert, die BRDDR.
Sie betrachten sich als Band immer als Spiegel der Gesellschaft oder der Umgebung, in der sie auftreten. Dabei haben sie immer versucht, die Themen aufzugreifen, die bewegen. Kleine Wahrheiten mussten in den Texten versteckt werden, wo zwischen den Zeilen lesbar wurde, was gemeint war.
"City" steht exemplarisch für jenen Teil der DDR-Rockmusik, der sich mühte, das Maß an Anpassung gering zu halten und über das Medium Text und Musik mit List, Mut und Intelligenz die bescheidenen Möglichkeiten der Wahrheitsfindung und -verbreitung zu nutzen.
Die Leute von "City" waren Protagonisten der Szene. Und sie haben die Wende gemeistert, haben den zeitweiligen Stillstand durch Aktivitäten wie Gründung eines eigenen Plattenlabels überlebt, konnten sich in die neue Szene einfädeln und mit ansehen, wie viele der so umschwärmten Wessi-Bands an Glanz verloren. Sie hielten durch ihre Lieder Erinnerungen wach und gaben damit den neuen Bundesbürgern ihre Identität wieder, die im Talmiglanz westlicher Attraktionen zu verblassen drohte.
"Für immer jung - 40 Jahre City" heißt das Album, das im Jubiläumsjahr veröffentlicht wurde. Frontmann Toni Krahls Gesang hat dabei nichts von seiner ironischen Dimension eingebüßt, Fritz Puppels Gitarre liefert nach wie vor präzise Attacken gegen auf reinen Wohlklang getrimmte Ohren und Joro’s Bass- und Geigenspiel gibt der Band wie von Beginn an das Besondere, das Unverwechselbare – Rockmusik mit einer Prise Balkan-Folk. "City" im 40. Jubiläumsjahr spiegelt den unaufkündbaren Optimismus der Band wieder, denn wie heißt es in einem ihrer neuen Hits: „Es ist immer noch Sommer bis kommenden Mai“.
Im BRF-Wochenendtreff erzählt Frontmann Toni Krahl von 40 Jahren "City" und was die Zukunft bringen soll.
Biggi Müller | Foto: Koch Universal