Auch wenn die wenigsten sein Gesicht kennen, sein Name eher etwas für die Insiderabteilung ist, so hält sich der 56-Jährige seit nunmehr über 20 Jahren im Musikgeschäft. Und wenn seine Titel in den deutschsprachigen Radiosendern laufen, dann gehen jeden Tag wieder Hörer auf die Suche nach den Liedern und ihrem Sänger.
Umso erstaunlicher, zumal den Songs all das fremd ist, was übliche Schlagerproduktionen kennzeichnet: keine Mitklatsch-Rhythmen, keine Party-Beats, keine Phrasen-Texte und überdies auch noch Akkorde jenseits des Schemas "Tonika - Dominante - Subdominante". Vielleicht ist es aber gerade diese Andersartigkeit, die den Erfolg der Musi von Ulli Schwinge ausmacht.
Alles begann vier Jahre nach Ullis Geburt. Damals durfte der kleine Bub Abend für Abend an der Oper in Halle bei der Aufführung der Zauberflöte singen. Aber mit vier Jahren auch schon das Konservatorium zu besuchen, war dann doch eher der Wunsch seiner Eltern. Heute ist er unendlich dankbar für über 15 Jahre klassische Klavierausbildung und Studium. Denn sicher war es die fundierte Ausbildung, die seine Karriere ermöglichte.
Es folgte der große Erfolg, dann kam die Wende. Mit dem Kinn gerade noch bis zur letzten Sprosse der Karriereleiter hochgezogen, musste Ulli Schwinge von vorn anfangen. Das hieß zunächst mal "mucken, mucken, mucken", mit anderen Worten tingeln von Hotelbar zu Hotelbar, vom Feuerwehrfest bis zur Silberhochzeit.
Auch wenn die ganz große Karriere ausblieb: Dass es letztlich immer weiterging, ist nicht nur Schwinges Fleiß, sondern auch seinem Talent und seiner langjährigen Ausbildung zu verdanken. Bis heute ist Musizieren für ihn ein Handwerk, das erlernt, geübt und gepflegt werden will.
In diesem Monat ist Ulli Schwinge mit der legendären DDR-Schriftstellerin Gisela Steineckert auf Tour, die auch die Texte zu seinem neuen Album schrieb und gerade erst höchst fidel ihren 80. Geburtstag feierte. Sie liest aus ihrem aktuellen Buch, er spielt dazu seine "Liederbriefe" auf dem Piano.
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