Manfred Maurenbrecher ist einer der bedeutendsten deutschen Liedermacher. Er selbst sieht sich aber eher als Geschichtenerzähler am Klavier und "Kulturschaffenden" und angesichts seiner sonstigen Karrieren eben nicht als bloßen Liedermacher. Der 75-jährige gebürtige Berliner ist außerdem Buchautor (unter anderem Autobiografie: Der Rest ist Mut - Vom Liedermacher in den Achtzigern, erschienen im BeBra Verlag) und promovierter Germanist.
Er schrieb Texte für Künstler wie Katja Ebstein, Klaus Lage, Herman van Veen, moderierte Rundfunksendungen und verfasste Features für´s Radio, u. a. für RIAS Berlin, NDR, WDR und Deutschlandfunk und wurde unter anderem mit dem Deutschen Kleinkunstpreis und dem Deutschen Kabarettpreis ausgezeichnet.
Anfang der 1980er Jahre haben ihn der Fotograf Jim Rakete und der Spliff-Schlagzeuger Herwig Mitteregger in die schillernde Welt der professionellen Popmusik eingeschleust, ein Jahrzehnt, das hierzulande durch so unterschiedliche Musiker wie Nina Hagen, Pannach und Kunert, Rio Reiser, Ulla Meinecke, Anette und Inga Humpe, Reinhard Mey oder Jürgen von der Lippe geprägt war.
Album-Kritik "Vielleicht Vielleichter" von BRF1-Redakteur Maruu Will
Wer Manfred Maurenbrecher vor allem als politischen Liedermacher kennt, wird spätestens bei "Vielleicht vielleichter" die andere Stärke seiner Liedkunst entdecken, die poetische. Der Berliner Musiker, Autor und Bühnenmensch schöpft aus fast fünf Jahrzehnten Erfahrung - aber er bleibt einer, der sucht, fragt und vortrefflich irritiert. Auf seinem 24. Album (laut seiner Agentur, andere Quellen sehen es als das 28.) bringt er seine Stücke in genau jener Reihenfolge aufs Band, in der sie ihn gefunden haben. Eine Platte wie ein Notizbuch, das man im Gehen füllt: Da ist die Dresdner Carolabrücke, die zur Bruchstelle wird - baulich wie symbolisch. Da ist das titelgebende "Vielleicht vielleichter", das offen lässt, was kommt - und eben darin zur Lebenshaltung beiträgt. Und da sind Begegnungen, Orte, Tagesreste, in denen sich das große Ganze spiegelt.
Maurenbrecher braucht keine Genre-Gesten, keine Ideologie-Schablonen. Seine Musik entsteht am Flügel, in Textzeilen, die beiläufig daherkommen und doch so tief bohren, dass sie zum Manifest taugen. Dabei hat er als Textschreiber nie den schnellen Reiz gesucht, auch nicht für andere wie früher für Spliff, Herman van Veen oder Ulla Meinecke. Die bleibende Beobachtung ist sein eigentliches Metier. So auch dieses Album, mit einem genauen Blick für das Absurde und das Wesentliche. Dass Maurenbrecher mit 75 Jahren nicht müde wird, sondern klarsichtiger denn je singt, macht "Vielleicht vielleichter" zu einem der stärksten deutschsprachigen Liedalben dieses Jahres. Kein Alterswerk - sondern ein Werk fürs Jetzt. Und das ist vielleicht vielleichter als gedacht.
Manfred Maurenbrecher - Homepage
"Vielleicht Vielleichter" Titelsong aus dem gleichnamigen Album bei YouTube
Sendetermine
Sonntag, 7. September: 13:00 - 14:00 Uhr
Samstag, 13. September: 10:00 - 11:00 Uhr
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Biggi Müller (Textvorlage)