Rockig und mit Tiefgang, melancholisch-kölsch und immer mit Charme. Björn Heuser, der in seiner Heimat Köln regelmäßig in der Lanxess-Arena und im RheinEnergieStadion tausende Menschen zum Singen bringt, präsentiert sich mit diesem Album einmal mehr als Liedermacher, der auch was zu sagen hat. Egal, ob das Wahrzeichen "Colonius" besungen wird, er ganz romantisch "Satt vür Jlöck" ist oder auf "De jeilste Johre" zurückblickt: Heuser ist kölsch, authentisch und echt.
"Jede Schramm op minger Jittar, jedes Leed, dat ich schreev, jede Stroßekilometer, es en Erinnerung, die bliev." So lässt Björn Heuser sein elftes Studioalbum beginnen, als der in jedem Veedel bekannte "Stadtmusikant". Der Duden verweist bei der Begriffsklärung auf historische Wurzeln: Ein Stadtmusikant sei ein "in einer Zunft organisierter Musikant im Dienste der Stadt". Zünfte sind verschwunden und Musikanten als möglicherweise bezahlte Dienstleister zur Mehrung des Ansehens einer Stadt braucht auch keiner mehr. Trotzdem: Wer den Mann mit der Gitarre bei seinen Mitsingkonzerten in Kneipen oder in der Lanxess-Arena vor Augen hat, wird ihm den Titel gönnen - als animierender Interpret des kölschen Liedguts und als Förderer einer Kultur, in der durch gemeinsames Singen Gemeinschaft erlebbar wird. Doch das ist eben nicht alles: Björn Heuser ist ein Kölner Liedermacher, der wie kaum ein anderer in der Sprache seiner Heimat Geschichten erzählen kann - über die Stadt und die Menschen, über die Liebe und das Leben. Heuser schreibt Texte jenseits der vielen satt bekannten Lobhudeleien, die mit immer gleichen, einfachen Reimen die Stadt und ihre Bewohner hochleben lassen. Es gibt nicht mehr viele in und um Köln, die das können.
Und so bekommt das Lied vom "Stadtmusikanten", das dem neuen Album den Namen gab, eine weitere Bedeutung: Björn Heuser wollte immer mehr als der Alleinunterhalter für Mitsingpartys sein. Er will eigene Geschichten erzählen, im besten Fall beides kombinieren. Der Stadtmusikant muss um Aufmerksamkeit kämpfen, um von dem erzählen zu können, was ihm wichtig ist. "Wenn et Fell jöck, muss ich laufe", zitiert er eine kölsche Redensart, die er von seinem Großvater kennt. Mehr als einmal habe er sich die Finger verbrannt und "de Wohrheit off beloge" - "op der Söök noh Freiheit als Stadtmusikant". Es wäre langweilig, wenn die Suche einfach wäre.
Im Vergleich zu früheren Alben ist Heuser weniger melancholisch unterwegs, präsentiert der Stadtmusikant aber musikalisch eine große Vielfalt. Die Erfahrung, die er 2019 bei seinen Aufnahmen in einem Studio der Country-Hauptstadt Nashville gemacht hat, wirkt in fast jedem neuen Stück nach. Heuser ist im besten Sinne ein Folkmusiker, neudeutsch würde man Singer-Songwriter sagen. Jedes Stück soll auch ohne die Arrangements für andere Instrumente nur mit der Gitarre um den Hals spielbar sein. Doch im Studio eröffnen sich andere Möglichkeiten, die Heuser zu nutzen weiß: Von satten Rockgitarren bis zur Ukulele, von Bläsersätzen bis zur röhrenden B3-Hammondorgel - Heusers Songs sind mit viel Liebe zum Detail arrangiert. Der Kölner Fernsehturm "Colonius" wird mit einem Reggae gewürdigt, beim Song "Keiner weiß" schwingen orientalische Grooves mit und bei der Ballade "Düvel un Engel" sorgen spanische Gitarrenspielkunst und eine Bluesharp für besondere Akzente.
Der Stadtmusikant beschließt sein neues Album mit der vielen schon bekannten Hommage an den verstorbenen Hans Süper. Geschrieben hat Björn Heuser das Stück anlässlich Süpers Eintragung ins Goldene Buch der Stadt Köln. Nach dem Tod des kölschen Originals, großen Clowns und genialen Musikers am 3. Dezember 2022 setzte er eine neue Version - eingespielt in der Nacht, nachdem ihn die Todesnachricht des Freundes erreichte - ins Internet. Live gehört "Leeven Häns" schon lange zum Repertoire, nun bekommt das Lied auch seinen festen Platz als abschließenden Bonus-Track auf dem neuen Album.
Björn Heuser - Homepage
"Leeven Häns 2022" auf YouTube
Sendetermine
Sonntag, 23. Juni: 13:00 - 14:00 Uhr
Samstag, 29. Juni: 10:00 - 11:00 Uhr
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Biggi Müller (Textvorlage)