Oft war Rüdiger Wolff bei BRF2, um aktuelle Jubiläen und seine Musik zu feiern. Das Hamburger Multitalent sprach dabei mit Horst Senker, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband, auch offen über seine heimtückische Erkrankung. Im Mai feierte er seinen 70. Geburtstag, da saß er bereits im Rollstuhl und war dennoch voller Tatendrang. Noch 6 1/2 Jahre wolle er leben, wie sein Idol Stephen Hawking 76 Jahre alt werden. Der Physiker litt ebenfalls an Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), einer unheilbaren Nervenkrankheit. Am 14. Dezember sei er friedlich eingeschlafen, so die Familie. Seit er von seiner Erkrankung wusste, lebte Rüdiger Wolff sein Leben noch viel intensiver, es sei viel bewusster und noch wertvoller geworden, erzählte er im Interview 2015.
Rüdiger Wolff wurde am 30. Mai 1953 in Eckernförde geboren, wuchs in Flensburg auf und besuchte in Hamburg die Universität und das renommierte "Hamburgische Schauspielstudio". Er sang bereits als zwölfjähriger einen der drei Knaben in Mozarts "Zauberflöte", veröffentlichte bisher über 30 Singles und mehrere Alben und platzierte sich mit diversen Titeln wochenlang in den Airplay-Charts von Media Control (unter anderem auch Titel mit Tochter Katharina). Durch Auftritte in zahlreichen Fernsehshows wurden zunächst die Produzenten von SAT.1 auf den jungen Sänger und Schauspieler aufmerksam, der damit zu den ersten Moderatoren des Privatsenders zählte. Anschließend wechselte er zum NDR, wo er über fünf Jahre die "Aktuelle Schaubude" präsentierte. Im Jahr 2000 bekam er eine eigene Fernsehshow.
Im Theater war Rüdiger Wolff in den unterschiedlichsten Rollen zu sehen. So sang er am Ohnsorg Theater in Hamburg die Titelpartie im "Fliegenden Holländer" mit der Musik von Richard Wagner, in Hannover die Hauptrolle in der Oper "Mahagonny" von Brecht/Weill und in Berlin den "Freddy" im Musical "My Fair Lady" am "Theater des Westens". Er war als Sänger in rund 100 TV-Shows zu Gast und moderierte selbst über 500 Fernsehsendungen.
Als studierter Literaturwissenschaftler vertonte Rüdiger Wolff große deutsche Lyrik, unter anderem von Busch, Tucholsky, Kästner und Storm, deren Aktualität er in über 300 Konzerten, zum Beispiel am Holocaust-Mahnmal in Berlin, immer wieder betont hat: "Für mich haben diese Lieder eine klare Botschaft: für mehr Gemeinsamkeit, Zusammenarbeit, Kommunikation und Demokratie, gegen Vereinsamung, Entfremdung, Gier und Krieg".
Außerdem hat der Entertainer eine bewegende Biographie geschrieben: "Irgendeiner singt hier Lieder" (erschienen im Husum Verlag/19,90 €) zeugt von der Kraft des Menschen, Schicksalsschläge zu meistern. Der Stadt Flensburg hat der begeisterte Kunstsammler Rüdiger Wolff seine Kunstsammlung geschenkt. "In Flensburg bin ich aufgewachsen. Ich möchte, dass die Menschen dort nach meinem Ableben genauso viel Freude an den Bildern haben, wie ich", sagte er in einem Interview mit Maik Brodersen (Bild-Zeitung) im Mai dieses Jahres.
Biggi Müller