Pe Werner hat sich auf eines der größten Risiken im Popgeschäft eingelassen und mit „Ne Prise Zimt“ 2013 ihr erstes Weihnachtsalbum aufgenommen. „Ich wurde schon seit Jahren angesprochen“, sagte die Wahl-Kölnerin, „ob ich nicht mal ein Weihnachtsalbum machen möchte, weil das irgendwann jeder mal macht“. Wenn die Lieder keine Altbekannten sind, wenn sie ihre eigenen Songs beisteuern darf. Dann: Herzlich gern. Und so gab es mit „Ne Prise Zimt“ Deutschlands erstes Weihnachtsalbum, das auf unterhaltsam wie poetische Art die vierte Jahreszeit feiert, sie aber deshalb noch lange nicht zur Idylle verklärt. Seit sie dann und wann mit Big-Bands gearbeitet habe, erklärt sie, seien die Anfragen zur Zusammenarbeit häufiger geworden.
Jetzt wurde "Ne Prise Zimt" mit zwei neuen Titeln erneut veröffentlicht. Pe Werner streift auf diesem Weihnachtsalbum durch ein Repertoire vielfarbiger Sounds und Stile, denen sie Melodien und Verse geschrieben hat, die nur gelegentlich das heilige Fest zum Thema haben. Mal wechselt sie vom Jazz in chansonhafte Balladen, dann wieder von der Samba zu up tempo Swing. Für solche Vielfalt hat Pe Werner ein verblüffend einfach klingendes Rezept parat: „Es braucht zündende Textideen und stimmige Melodien. Am besten solche, die eingängig sind und die man auf den Fingern pfeifen kann“ Und natürlich sei sie, die sonst meist mit ihrem staunenswert opulent klingenden Trio unterwegs ist, „mit dem großen Besteck HR Bigband“ luxuriös ausgestattet gewesen, noch dazu gab es die Option, fünf Titel mit dem Babelsberger Filmorchester einzuspielen. Das habe den Stücken zusätzlich festlichen Glanz verliehen.
Bedarf es einer speziellen Stimmung, um solche Lieder für feierliche Anlässe zu schreiben oder geht das auch im Sommer am Strand? „Das ist wie die Frage, ob ein guter Autor von Kriminalromanen schon mehrere Verbrechen begangen haben muss“, lacht Pe Werner. „Meine Antwort lautet: Nein. Ich habe die Lieder bei 36 Grad im Schatten auf Mallorca geschrieben. Das war schon lustig, mit dem Blick aufs glitzernde Meer zu schreiben ’Lass es schnein'. Ich verfüge über eine blühende Fantasie, für mich ist es vollkommen unerheblich, wo ich gerade bin“. Wer glaube, man müsse in einer verhängnisvollen Lage sein, um eine Ballade schreiben zu können, sei einem Irrtum aufgesessen – zumindest in ihrem Fall. „Ich kann quietschvergnügt sein und dabei ein todtrauriges Lied schreiben“. Außerdem bedinge der Zeitplan eines Weihnachtsalbums ja fast zwingend, dass es im Sommer vorbereitet wird.
Das Album lebt von seinen vielen Facetten, von seinen Zwischentönen, die gern auch einmal kritische sein dürfen. Etwas Anderes hätte Pe Werner auch nicht wirklich interessiert bei ihrem ersten Weihnachtsalbum. Es ist das erste Weihnachtsalbum, das schon im Spätsommer Spaß macht und einen durch das ganze Jahr begleiten kann. Anlässlich des 10jährigen Veröffentlichungs-Jubiläums erscheint nun „Ne Prise Zimt“ als remasterte „Edition 2023“ mit zwei bisher unveröffentlichten Bonustiteln, die Pe Werner mit der WDR Big Band aufgenommen hat. Beide Lieder haben musikalisch ihre Wurzeln in der Klassik: „Handwarme Kastanien“ basierend auf Elgars „Pomp and Circumstances“ und „Diese stille Nacht“ als Adaption des zweiten Klarinettenkonzerts von Wolfgang Amadeus Mozart.
Außerdem geht es im Interview um ihre Bert-Kaempfert-Hommage zu dessen 100. Geburtstag. Bereits in ihrer Kindheit lernte Pe Werner die Musik des "King of Easy-Listening" kennen. Das hat Spuren hinterlassen, die sie jetzt in dem außergewöhnlichen Tribute-Album "Hereinspaziert" verarbeitet hat. Sie interpretiert weltbekannte Evergreens des Jubilars mit deutschen Texten aus ihrer Feder. Da wird z. B. aus "Fremde in der Nacht" "Fremde über Nacht".
"Ne Prise Zimt" aus dem gleichnamigen Album auf YouTube
Sendetermine
Sonntag, 17. November: 13:00 - 14:00 Uhr
Samstag, 23. Dezember: 10:00 - 11:00 Uhr
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Biggi Müller (Textvorlage)