"Das Beste kommt noch", sagt der Volksmund. Im Fall von Hannes Schöner ist das Beste genau jetzt da - und zwar in Form eines mit 15 Songs reich bestückten, keinem Genre-Zwang gehorchenden, schiere Spielfreude verbreitenden Solo-Album.
"Nah bei mir" heißt das Werk, bei dem das musikalische Vollblut - Schöner ist Sänger, Songwriter, Multiinstrumentalist und Produzent in Personalunion - zum ersten Mal ohne "Schere im Kopf" seine musikalischen Ideen umsetzen konnte. "Jahre lang galt das ungeschriebene Gesetz, dass jeder Song auch bei einer Karnevalssitzung bestehen muss. Das war aber 2020 mit Beginn der Corona-Auszeit und noch mehr nach meinem Ausstieg bei den Höhnern, für mich kein Kriterium mehr. Ich konnte alles machen, wonach mir der Sinn stand!"
Dies gilt auch und ganz besonders für das Album. Musikalisch verarbeitet er Erlebtes, Erfahrungen und Erinnerungen, seine Liebe zu den Beatles ebenso wie seine Jazz-Rock-Vergangenheit. Hannes Schöner erzählt hintersinnige Liebesgeschichten oder thematisiert, wie in "Heiligabend", die Demenz einer alten Lady, die hilflos zwischen präzisen Erinnerungen und völliger Orientierungslosigkeit hin und her wandert. Wunderschöne Chöre, japsende Mundharmonika-Parts, kleine hörspielartige Sequenzen, hitziges Saxofon - Hannes Schöner nutzt alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel, um dieses Album entstehen zu lassen.
Dass "Nah bei mir" vorliegt und den Grundstein bildet für einen neuen Karriereabschnitt, war nach Hannes Schöners Ausstieg bei den Höhnern nicht zwingend zu erwarten. Hier ist zwar nicht der Platz, alles zu erzählen, was sich in Summe zu einer bewegten Musiker-Biografie verdichtet hat, aber exemplarisch seien einige Stationen und Anekdoten genannt - zum Beispiel das nächtliche Zusammentreffen mit einem schon gut beschwipsten Roy Black in einer Berliner Hotelbar und seinem Geständnis, dass er ja eigentlich Rock’n’Roll-Sänger sei, die Zusammenarbeit mit Schwergewichten wie Harold Faltermeyer oder dem selbst ernannten Pop-Titanen Dieter Bohlen, der dritte Platz beim ESC-Vorentscheid 1982 mit "Nun sag schon adieu", die Gründung der Band Fair Control, die fünf englischsprachige Titel veröffentlicht, die Songs, die er für Rex Gildo, The Lords und die Saragossa Band schreibt.
Und dann: 30 Jahre Höhner! Mit der Kölner Mundart- und Stimmungsband feiert er große Erfolge, steuert als Songwriter Repertoireperlen bei und schafft den schwierigen Übergang von der saisonal tätigen Karnevalsband zu einer durchgängig beschäftigten und bundesweit agierenden Rock-Pop-Formation. 2020 entscheidet Familienmensch Schöner, der ursprünglich Radiopromoter werden wollte, dass es genug ist mit Terminen, Tourneen und Erfolgsdruck.
"Perfektes Timing könnte man meinen, doch dann kam Corona - und plötzlich hatte ich sehr viel Zeit!" Hannes Schöner, Spross einer kinderreichen Familie aus Köln-Longerich, nutzte die unerwartete Auszeit und schuf ein Solo-Album.
Hannes Schöner - Albumtrailer (live) auf YouTube.
Sendetermine
Sonntag, 12. November: 13:00 - 14:00 Uhr
Samstag, 18. November: 10:00 - 11:00 Uhr
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Biggi Müller (Textvorlage)