Pippo Pollina wird 1963 in Palermo in eine bürgerliche Familie bäuerlicher Herkunft hineingeboren. Schon von klein auf zeigt er Gefallen und Interesse am Gesang. Seine künstlerische Laufbahn beginnt 1979 in seiner Heimatstadt Palermo, wo er seine schulische und musikalische Ausbildung absolviert. Nach dem staatlichen Gymnasium besucht er die Universität in Palermo und studiert Rechtswissenschaften sowie am musischen Konservatorium "Amici della musica" klassische Gitarre und Musiktheorie. Mit seiner Gruppe Agricantus sammelt Pippo Pollina erste Konzerterfahrungen in Italien und im Ausland.
Sehr wichtig und prägend ist auch die kurze journalistische Tätigkeit für die Monatszeitschrift "I Siciliani", eine innovative Zeitschrift unter der Leitung von Giuseppe Fava, der aufgrund seiner intensiven Ermittlungen und Recherchen im Themenbereich Mafia und Politik 1984 in Catania ermordet wird. Die wirtschaftliche schwierige Lage in Italien, die Korruption der 80er Jahre und fehlende Perspektiven hinsichtlich einer Verbesserung der Lage veranlassen Pippo Pollina dazu, gegen Ende 1985 Italien zu verlassen.
In mehr als zwei Jahren bereist er Europa als Straßenmusiker, ohne wirklich ein Ziel zu haben. Als er eines Tages von Linard Bardill, einem bekannten und gefeierten Schweizer Liedermacher, in den Straßen von Luzern entdeckt wird, lädt dieser den jungen Musiker ein, bei einer CD-Produktion mit hauptsächlich ladinischen Liedern und der darauf folgenden Tournee 1987 mitzuwirken. Diese Konzertreise umfasst mehr als 60 Konzerte in der Schweiz und einige wenige in Deutschland und Belgien, wodurch sich Pollina erstmals auch einem breiten Publikum präsentieren kann.
Ein Jahr später erhält er den Preis der Schweizer Rundfunkstation. Eine Tournee bis Ende 1990 beinhaltet erstmals auch Auftritte in Deutschland. Er tritt Seite an Seite mit internationalen Größen wie Van Morrison und Tracy Chapman bei wichtigen Festivals auf und lernt den Liedermacher Konstantin Wecker kennen. Später schreiben sie gemeinsam Lieder, singen Duette in Deutsch und Italienisch. 1996 bekommt Pippo Pollina den Ravensburger "Kupferle Kleinkunstpreis" als bester Musiker des Jahres sowie den Förderpreis in Zürich.
Ende 1997 erscheint das Buch "Camminando camminando", eine lange Selbstbesinnung in Form eines Interviews mit dem Musikkritiker des Tages Anzeiger Zürich, Benedetto Vigne. Dabei werden sowohl menschliche, als auch musikalische Eigenschaften und Gedanken Pippo Pollinas dargestellt. Wie es der Zufall will, fällt dieses Buch dem Europaparlamentarier und ehemaligen Bürgermeister Palermos, Leoluca Orlando, in die Hände, während dieser sich eines Tages in Brüssel aufhält. Orlando, selbst gefeiert für sein innovatives Schaffen und sein Engagement gegen die organisierte Kriminalität, fragt sich, warum ein Mensch wie Pollina in seiner Heimat noch unbekannt ist. Der Politiker kann es nicht verstehen, dass man in Italien noch nicht auf dieses künstlerische Talent aufmerksam geworden ist. Pippo Pollina kehrt wieder nach Italien zurück.
Nach vielen weiteren Alben, Konzerten und Preisen, unter anderem dem "Pino Puglisi" seiner Heimatstadt Palermo, ist 2022 mit "Canzoni Segrete (Geheime Lieder)" Album Nummer vierundzwanzig des Wahl-Zürichers veröffentlicht worden.
Pippo Pollina als Krimiautor
In seinem Debütroman "Der Andere" rechnet Pippo Polina mit der Mafia ab. Es ist die Geschichte zweier Männer. Der eine lebt als Arzt in einem Bauerndorf auf Sizilien, der andere arbeitet als aufstrebender Journalist in Wolfsburg, einem Industriestandort mit vielen Emigranten aus den südlichen Ländern Europas. Ihre Lebenswege kreuzen sich auf überraschende Weise und verbinden die beiden.
Buchdetails
Pippo Pollina: Der Andere
Originaltitel: L'Altro
aus dem Italienischen von Christina Amann
336 Seiten - 25,00 Euro
ISBN 978-3-0369-5894-1
neu erschienen im Kein & Aber Verlag
Pippo Polina - Homepage
"Guarda, scende la neve" aus dem aktuellen Album auf YouTube
Sendetermine
Sonntag, 11. Dezember: 13:00 – 14:00 Uhr
Samstag, 17. Dezember: 10:00 – 11:00 Uhr
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Biggi Müller (Textvorlage)