Roger Cicero lebte sein Leben in Höchstgeschwindigkeit. Gerade das neue Album fertig, für den Echo 2016 nominiert - jetzt hätte bald die neue Tournee losgehen sollen. Einen Termin bei BRF2 Ende des vergangenen Jahres hatte er schon aus gesundheitlichen Gründen verschieben müssen.
Wenn man mit Höchstgeschwindigkeit durch die ausgefahrenen Wege des Alltags rauscht, dann kann man keine intensiven Seitenblicke nach links und rechts wagen. Am unerwarteten Ende der Straße dagegen werden sie unausweichlich.
Roger Ciceros persönliche Vollbremsung erfolgte, zwangsläufig, mit der Trennung von seiner langjährigen Freundin, der Mutter des gemeinsamen Sohnes. In dieses Ende der eigenen Lebenssituation platzte dann der Gedanke an die eigene Endlichkeit, als ein guter Freund ihn direkt vom Krankenhausbett aus anrief, kurz vor einer eilig anberaumten OP. Die Räder standen plötzlich still.
Diese Momente des Innehaltens gibt es immer wieder. Einmal war Roger Ciceros Karriere fast beendet, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Sein Arzt stellte ihn vor die Wahl zwischen Stimme und Zigaretten, Roger entschied sich für Ersteres und verzichtete fortan auf Alkohol und Nikotin und resümiert: "Der Mensch ist merkwürdig: Er lebt, als würde er nie sterben, und dann stirbt er und hat nie wirklich gelebt. - So ähnlich hat es der Dalai Lama einmal ausgedrückt. Ich bin kein Buddhist, aber mit diesem Satz kann ich viel anfangen: Man nimmt das Leben oft so selbstverständlich, dass man es fast aus den Augen verliert."
Die Musikwelt trauert um einen großartigen Swing-Sänger und netten Kerl, dessen Leben in Höchstgeschwindigkeit am Gründonnerstag sein Ende fand.
Seine Management teilte mit: "Auf Wunsch der Familie bitten wir von Kondolenzbriefen Abstand zu nehmen. Roger Cicero würde sich sicher über eine Spende für die Organisation SAVE THE CHILDREN freuen, die er jahrelang unterstützt hat und die ihm sehr am Herzen lag."
Foto: BRF 2014